Junge Schiedsrichter haben sich in der Köstritzer Liga und Landesklasse etabliert

Im Interview: Burkhard Pleßke, Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses des TFV

Wie bereits angekündigt, nutzten wir den Lehrgang der Schiedsrichter der Verbandsliste am letzten Wochenende in der Landessportschule Bad Blankenburg (sieh3 unsere Nachricht vom 29.06.), um mit Burkhard Pleßke, dem Vorsitzenden des Schiedsrichterausschusses des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV), zu sprechen. Hier sehen wir ihn als 3. von rechts mit seinem Ausschuss, Mitgliedern des Lehrstabes und mit Bernd Domurat vom DFB.

Werfen wir zunächst einen Blick zurück. Wie schätzen Sie die Leistungen der Schiedsrichter in der letzten Saison ein?

 

„Wir haben die Saison 2012/13 in der Verbandsliga mit sieben Neulingen begonnen. Das entspricht immerhin einem Drittel des Personals. Das Fazit fällt bei allen sehr positiv aus. Sie haben sich mit guten und sehr guten Leistungen prima etabliert. In die Landesklasse wurden vor einem Jahr neun Unparteiische, die zum Teil auch noch recht jung sind, neu eingestuft.  Gerade sie haben uns überzeugt. Hingegen überraschten uns Schiedsrichter zwischen 30 und 35 Jahren mit Leistungen, mit denen wir nicht einverstanden waren. Von denen pfeifen nun vier in der kommenden Saison in der Kreisoberliga."

 

Wissen die Schiedsrichter, wie ihre Leistungen eingeschätzt werden?

 

„Innerhalb einer Woche erhält jeder die Beobachtungsergebnisse. Damit kann er sich kritisch auseinandersetzen. 36 Beobachter werden auch im kommenden Spieljahr die Leistungen der Schiedsrichter auf Verbandsebene bewerten. Festgelegt sind sieben Beobachtungen in der Köstritzer Liga, wobei wir uns die talentierten jungen Unparteiischen noch öfter anschauen. In der Landesklasse werden in der Regel sechs Spiele beobachtet. Aber auch hier können es mehr sein. Viel Wert legen wir dabei auf die Analyse gemeinsam mit den Referees."

 

In jedem Jahr müssen sich Spieler und Zuschauer auf Regeländerungen einstellen. Wie sieht es damit für 2013/14 aus?

 

„Es hält sich sehr in Grenzen. Geregelt ist, dass ein Kopftuch getragen werden kann. Alles andere ist nicht relevant. Keine Rolle wird natürlich auf Verbandsebene die Torlinientechnologie spielen. Auch das Freistoßspray, wie zur WM praktiziert, ist nichts, was uns hilft, die Spiele besser zu leiten. Wir hoffen auch, dass das nicht eingeführt wird."

 

Der TFV ist im Schiedsrichterwesen nicht im bezahlten Fußball vertreten. Gibt es hier in naher Zukunft Veränderungen?

 

„Man sollte die Qualität eines Schiedsrichter-Landes-Verbandes nicht daran messen, ob man im bezahlten Fußball vertreten ist oder nicht. Es gibt immerhin 78.000 Schiedsrichter in Deutschland. Und davon hat Thüringen knapp 2.000. Es sind ja nur etwas mehr als 60 Schiedsrichter in der Bundesliga, der 2. und 3. Liga vertreten. Ob jemand dort pfeift, können wir sehr wenig beeinflussen. Dazu gehört auch eine Portion Glück. Wir hoffen aber auf solche Talente wie Steven Greif, der mit 21 Jahren eine sehr gute Perspektive hat, oder auch Oliver Lossius (22), die in den nächsten zwei, die Jahren berechtigte Aussichten haben, in den bezahlten Fußball zu kommen. Aber auch Eugen Ostrin hat durchaus noch die Möglichkeit, in die 3. Liga aufzusteigen. Aber in allen Fällen müssen natürlich Top-Leistungen angeboten werden."

Die Spitzenschiedsrichter des TFV: (Von links): Marcel Unger (auch Assistent in der 2. Bundesliga), Oliver Lossius (Assistent 3. Bundesliga), Stefan Prager, Eugen Ostrin (Assistent 3. Bundesliga), Matthias Lämmchen, Michael Wilske und Marko Wartmann

Sie sind derzeit als Kolumnist für die „Ostthüringer Zeitung" sehr intensiv mit der WM beschäftigt und schreiben, wie Sie die Leistungen der Schiedsrichter einschätzen. Wie fällt Ihr Urteil über das bisher Gesehene aus?

 

„Die Leistungen sind sehr unterschiedlich und auch kritisch zu betrachten. Man muss sich viele Schiedsrichterleistungen nicht als Vorbild nehmen. Augenscheinlich ist, dass die Schiedsrichter sehr zurückhaltend mit Gelben Karten waren. Zudem wurden eine Reihe von Elfmetern, die völlig berechtigt waren, nicht gegeben. Hinzu kommen Tore, die wegen angeblicher Abseitsstellung nicht aberkannt wurden. Wir sind überrascht von den Laufwegen der Schiedsrichter. Sie laufen sehr nahe in den Strafraum und halten zu wenig die Diagonale ein."

Text: Hartmut Gerlach

Quelle: TFV