Wenn der letzte Abpfiff ertönt
Ein Spiel wird Stephan Reuter als Schiedsrichter noch leiten. Und zwar das diesjährige Pokalfinale des KFA Südthüringen in Waldau zwischen der SG Lauscha/Oberland und dem SV 08 Westhausen.
Eine tolle Sache für den tadellosen Schiedsrichter. Dann schließt sich auch ein Kreis. Denn hier begann 1997 alles und hier im Kreis ist dann 2020 Schluss!
Schiedsrichter Stephan Reuter aus Eisfeld hat unter anderem sieben Jahre in der Oberliga des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes gepfiffen. Nun hängt er die Pfeife an den berühmten Nagel und stellt
seine Familie in den Vordergrund bei seinen neuen Vorhaben. Und bei seinem Nachfolger auf seinem Platz als Schiedsrichter beim NOFV hat er auch seinen Anteil.
„Dieser Schritt im Sommer als Unparteiischer aufzuhören, war nach der Geburt unserer zweiten Tochter im Jahr 2016 langfristig geplant. Und bei so einer Entscheidung gibt es dann natürlich auch
Emotionen. Durch Corona war es dann doch nicht so schwer, wie ursprünglich geglaubt“, sagt der 39-jährige Stephan Reuter aus Eisfeld.
1997 hat Stephan im Alter von 16 Jahren die Schiedsrichterprüfung abgelegt. Zu diesem Zeitpunkt war es so, dass sein Verein Eintracht Oberland das Schiedsrichterkontingent nicht erfüllen konnte. Und da hat der Verein drei Sportfreunde angemeldet. Und Stephan war hier auch dabei. Aber damals lag das Hauptaugenmerk von Stephan Reuter ja auf Fußballspielen. Sportlich war er damals als Spieler bis einschließlich der Landesliga unterwegs.
Als Spieler ist er ja 2001 in die Bezirksliga – das letzte Spiel war ein 0:0 Unentschieden vor 1.000 Zuschauern in Crock unter der Leitung von Axel Reder - und drei Jahre später mit seinem Heimatverein und seinem Bruder im Team in die Landesklasse aufgestiegen. Die Oberländer konnten sich ein Jahr in dieser Spielklasse behaupten. Aber 2006 war dann der Abstieg nach einer schwachen Rückrunde nicht mehr zu vermeiden. Stephan konnte hier als Spieler nicht mehr mitwirken, weil er sich in Mühlhausen eine schwere Verletzung im linken Knie zugezogen hatte.
Und dies war im Nachhinein wohl auch ein Schlüsselerlebnis, weshalb er sich nach überstandener Operation und seiner Genesung dem Schiedsrichterwesen widmete. Denn er wollte ja wieder fit werden. Und zwei Jahre später war er dann nur noch als „Mann in Schwarz“ auf den Fußballplätzen unterwegs. Und hier ging dann die Karriere nicht nur bis zur Landesliga, sondern letztendlich bis in die Oberliga.
Sein Plus bei allen Schiedsrichtertests war die Laufleistung. Beim zwölf Minuten Lauf lief er nie unter 3.200 Meter. Der Regeltest war dagegen manchmal schon durchwachsen. Stephan wurde 2006 vom Kreis als Bezirksligaanwärter gemeldet. Und ein halbes Jahr später schaffte er auch gleich den Aufstieg in diese Klasse. Und nach einem weiteren halben Jahr folgte bereits die Einstufung in die Landesklasse. Eigentlich stand Danny Stöcklein aus Ummerstadt hier ganz oben in der Rangliste der Aufsteiger. Danny verletzte sich aber - ausgerechnet im Spiel gegen Oberland - und so war der Weg, nach einem überragenden Lauf-Test mit 3.340 Metern in Meiningen, frei für Stephan Reuter. Und nach nur einem Jahr ging es direkt weiter in die Thüringenliga. Diese war dann auch nur Zwischenstation. Denn 2010 ging es erneut nach oben. Stephan Reuter war Jahrgangsbester. Unter anderem auch durch die Beobachtung vom damaligen Bundesliga-Schiedsrichter Günter Habermann, der Reuter eine überragende Spielleitung bescheinigte. Stephan war als Schiedsrichter in der Oberliga des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes, der fünfthöchsten Spielklasse in Deutschland, angekommen. Hieran kann er sich noch gut erinnern: „Ich bin damals gemeinsam mit Oliver Lossius – der mittlerweile SR-Assistent in der zweiten Bundesliga ist - und Stefan Prager aufgestiegen.“
Stolze sieben Jahre hat er in der Oberliga gepfiffen. Bei den Spielansetzungen hieß es nicht mehr Käßlitz II oder Edelweiß Crock sondern Lok Leipzig - der allererste Deutsche Meister - und Chemie Leipzig. Reuter: „Highlight-Spiele waren immer die Begegnungen mit Beteiligung von Lok Leipzig. Da war die Hütte immer voll. In meiner vorletzten Saison beim NOFV hatte ich Lok Leipzig gegen International Leipzig vor offiziell 4.188 Zuschauern. Das waren mehr drinnen. Dies ist meistens bei Lok so! Oder die Regionalligaeinsätze bei Magdeburg und RB Leipzig, die mittlerweile im Halbfinale der Champions League gestanden haben. Solche Spiele vergisst man nicht! Und mit Torsten Ziegner, damals noch Coach in Zwickau, gab es mal eine heftige Auseinandersetzung an der Seitenlinie. Kein einfacher Trainer!“
Insgesamt sieben Jahre war Stephan Reuter aus der Provinz Südthüringen im Haifischbecken Oberliga unterwegs. Dabei sind auch echte Freundschaften entstanden, mit Danny Stöcklein und Tim Annemüller war er besonders oft und gerne unterwegs.
Stephan wollte kürzertreten und gab deshalb seinen Platz in der Oberliga auf. Und nach nun drei weiteren Jahren in der Thüringenliga ist endgültig Schluss! Die Familie musste während diesen 13 Jahren schon ziemlich zurückstehen.
Apropos Oberliga – mit Benjamin Strebinger hat ein Südthüringer nun wieder einen Oberligaplatz ergattert. Und auch hieran hat Stephan Reuter eine Aktie. Denn er betreute den jungen und im wahrsten Sinne des Wortes aufstrebenden Waldauer über viele Jahre als Coach in dessen Anfangszeit als Schiedsrichter.
Seit seinem Aufstieg 2007 in die Bezirksliga wird im Hause Reuter ganz akribisch Statistik über die Einsätze geführt. Demnach waren es in dieser Zeit bis heute 477 Einsätze. 63 davon als
Schiedsrichter in der Oberliga, 30 als SR-Assistent in dieser Klasse und 16 Einsätze als Assistent bei Begegnungen der Regionalliga. In der Statistik sind neben dem jeweiligen Match auch der
Beobachter, besondere Vorkommnisse, die erreichte Punktzahl der Beobachtung und auch die erhaltene Entschädigung notiert.
Eigentlich hatte ja der Schiedsrichterausschuss des KFA schon mit einem Einsatz von Stephan beim diesjährigen Pokalfinale des Thüringer Fußball-Verbandes in Jena geliebäugelt. Normalerweise wird man
aus einer Klasse, in der man über so viele Jahre höherklassig im Einsatz war, auch entsprechend mit einer besonderen Spielansetzung verabschiedet. Dies war aber – vielleicht auch bedingt durch Corona
– nicht der Fall.
Aber der Blick geht natürlich nach vorne. Aktuell ist Stephan Reuter, nicht zuletzt wegen seiner großen Tochter, wöchentlich beim Wintersportverein in Biberau unterwegs. Hier begleitet er Selma zum Training und bald auch zum Wettkampf. Stephan Reuter: „In Floh-Seligenthal bin ich zum Skiroller-Anstiegslauf angemeldet. Es ist unser allererster gemeinsamer Wettkampf. Und dann hoffe ich natürlich, dass ich den Berg auch hochkomme! Und in naher Zukunft kann ich mir auch vorstellen, noch einmal die Schulbank zu drücken, um den Übungsleiterlehrgang zu absolvieren. Auch von dieser Stelle aus noch einmal Dankeschön an meine Frau Mareike für die Unterstützung bei meinem Hobby. Ich wollte und habe nun mehr Zeit für meine drei Frauen.“ Aber erst nach dem Pokalfinale des KFA Südthüringen am Sonntag in Waldau!
Quelle: FuPa Thüringen (Link)