Im Interview: Steven Greif vor seiner ersten Drittliga-Saison als Schiedsrichter

Natürlich wusste es Steven Greif, seit 2012 Jahren Polizist und seit Jahren drei in der Dienststelle Göttingen tätig, schon etwas länger als die Öffentlichkeit, dass er im Spieljahr 2020/21 erstmals Partien in der 3. Liga pfeifen wird. Er erhielt die erhoffte Nachricht Anfang Juli vom Deutschen Fußball-Bund (DFB). Hartmut Gerlach sprach mit dem 26-Jährigen, der in Westhausen unweit von Gotha aufgewachsen ist, der für den FSV Wacker 03 pfeift und 2008 die Schiedsrichterprüfung ablegte.

 

Noch einmal zurück zur Einstufung. Sie hatten gehofft, dass Sie es nach einigen Jahren in der Regionalliga nun in die 3. Liga schaffen würden …?

„Man hat ja selbst ein Gefühl dafür, wie die Saison verlaufen ist. Die war ganz gut, aber durch Corona wusste man gar nicht, wie es mit dem Fußball weitergeht. Ich habe gehofft und mich dann sehr gefreut.“

 

Wie trainiert denn ein Schiedsrichter der 3. Liga?

„Ich bin ganz normal berufstätig und erfahre keinerlei Begünstigungen. Der DFB gibt einen Trainingsplan vor. Der umfasst acht bis neun Einheiten pro Woche. Die muss man sich selbständig organisieren. Das kann vor oder auch nach der Arbeit sein. Man will den Spielern ja läuferisch nicht nachstehen und manche Entscheidungen sind auch vom eigenen Stellungsspiel abhängig.“

 

Wieviel Spiele werden Sie in der 3. Liga leiten?

„Das weiß ich nicht, da es ja meine erste Saison ist. Ich denke, dass die Einsatzhäufigkeit unterschiedlich ausfällt, wobei der DFB vielleicht darauf achten wird, eine ungefähre Gleichheit von Spielleitungen herzustellen.“

 

Werden Sie in festen Kollektiven eingeordnet oder fahren Sie mit verschiedenen Assistenten zu den Begegnungen?

„Grundsätzlich ist es so, dass man mit einem festen Team unterwegs ist. Allerdings kann das durch Besonderheiten auch einmal anders aussehen, so dass Assistenten getauscht werden.

 

Was war für Sie in ihrer Karriere das bisher interessanteste Spiel?

„Das ist keine leichte Frage, aber ich denke, eine besondere Herausforderung war in der letzten Saison das Derby Chemie gegen Lok Leipzig.“

 

Gibt es ein Spiel, an das Sie sich ungern erinnern?

„Das war eine Begegnung im Kreis, die abgebrochen werden musste. Grund war Gewalt zwischen Spielern. Ein solches Vorkommnis brauche ich nicht noch einmal.“

 

Was würden Sie jungen Leuten, die gern Schiedsrichter werden würden, raten?

„Man sollte das Ganze einfach einmal ausprobieren. Das war bei mir genauso, als ich bei Wacker Gotha noch im Nachwuchs gespielt habe. Da habe ich auch den Schiedsrichter kritisiert, aber mir dann die Frage gestellt, ob ich es eigentlich besser kann und ob die Kritik berechtigt ist. Ich hatte nach dem Ausbildungslehrgang tolle Leute um mich herum und rasch gemerkt, dass es mir großen Spaß macht. Ich hätte mir jedoch nie träumen lassen, dass ich es bis in die 3. Liga schaffe und in der 2. Bundesliga Assistent bin. Es wäre aber auch nicht schlimm, wenn man merkt, das es einem nicht liegt.“

 

Burkhard Pleßke, der Verbandsschiedsrichterobmann, hat Sie bei unserem Gespräch über die Einstufung als Hoffnungsträger des TFV bezeichnet. Deshalb meine Frage. Wo soll es denn mit dem Drittliga-Schiedsrichter Steven Greif hingehen?

„Ich habe immer den Anspruch, dass ich jedes Spiel bestmöglichst leite und alles heraushole.. Das wird auch in der 3. Liga so sein. Es wird nach oben hin sicher immer schwieriger. Aber man muss an seine Chance glauben und versuchen, sie zu nutzen. Was am Ende dabei herauskommt, wird man sehen.“

Unser Foto zeigt Steven Greif beim 17. Turnier um die "Goldene Ananas", (30.12.19 in Schmalkalden), das von VSA-Mitglied Sandy Hoffmann um die Weihnachtszeit organisiert wird, im Kreise vieler Spitzenschiedsrichter des TFV.

 

Text: Hartmut Gerlach

Quelle: TFV