Im Porträt: Florian Butterich - Sportbefreiter Schüler sammelte erste Erfahrungen als Schiedsrichter beim Volleyball

Die Art und Weise, wie man Schiedsrichter wird, ist, wie man gleich lesen wird, überaus verschieden. Bei Florian Butterich, dem Regionalliga-Referee aus Südthüringen, gab sein Sportlehrer den Anstoß dazu. Der setzte Florian, der verletzt war und deshalb eine Sportbefreiung hatte, als Schiedsrichter beim Volleyball ein. „Das hat mir Spaß gemacht und ich habe mich umgeschaut, bei welcher Sportart in der Umgebung man denn Schiedsrichter werden könnte. Da blieb der Fußball.“

 

2008, da war er 14 Jahre, entschloss er sich, das „Projekt“ Unparteiischer anzugehen. Da die Präsenztermine schon vorbei waren, hat sich Butterich das notwendige Wissen im Selbststudium angeeignet. Bei Gunter Lindner gab es dann noch eine Stunde zur unmittelbaren Prüfungsvorbreitung. Am Ende war der Schiedsrichter Florian Butterich „geboren“.

 

Pokalfinale 2021/22: Pierre Leitschuh, Leroy Schott, Daniel Bartnitzki, Florian Butterich (v.l.)

Mit einem D-Junioren-Spiel begann seine Karriere als 23. Mann und auch als Assistent. Und dann ging es wie bei den meisten Spitzenreferees recht schnell. Von 2010 bis 2014 leitete er Spiele im Kreis. Ab 2014/15 folgten bis 2017/18 Einsätze in der Landesklasse und Landesliga. Erstmals überregional durfte der Mann aus Südthüringen in der Saison 2017/18 ran. Das war die Oberliga. 2020/21 folgte die Einstufung in die Regionalliga.

Was waren die Gründe, dass Butterich höherklassig pfeift? Unser Gesprächspartner antwortet so: „Ich denke, mein Ehrgeiz war ausschlaggebend. Aber es gehört auch viel Glück dazu. Das beginnt bei den Ansetzungen und geht beim Spielglück weiter. Wenn mal in einem Spiel etwas "los" ist und man sich auszeichnen konnte, ist das schon vorteilhaft. Das ich mit den Spielern gut umgehen und auch kommunizieren kann, ist allerdings nichts, was andere nicht hätten. Die Frage nach meiner einen besonderen Stärke, kann ich nur schwer beantworten.“

 

Deshalb steckte er auch eine Situation weg, als 2013 ein Zuschauer bei der Anreise auf ihn zukam. Da habe er kurz überlegt, ob er aufhört. Doch wegen einer Person und mit dem Blick auf die vielen positiven Erlebnisse hat er diese Absicht schnell verdrängt. Und er ergänzt: „Man kann auch in der Persönlichkeitsentwicklung wachsen. Schließlich muss man 22 Charaktere unter einen Hut bringen und hat zudem noch die Zuschauer.“

Das er soweit gekommen ist, hat er, wie alle anderen, die wir vorgestellt haben, auch der Unterstützung durch erfahrene ehemalige Referees zu verdanken. Er nennt Günter Supp, der ihn fünf Jahre begleitet hat, Peter Weise und Sandy Hoffmann, die Leiter der „Rennsteiger“, und auch den leider schon verstorbenen Karl-Heinz Gläser. Letzterer sei zwar nicht offiziell für ihn verantwortlich gewesen, habe ihm aber im Hintergrund immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden.

 

Als größte Herausforderung bei Spielen in der Regionalliga nennt Florian Butterich den Zeitaufwand. Bis zur Landesgrenze braucht er schon recht lange und bis Leipzig sitzt er schon beispielsweise fast drei Stunden im Auto. Und wenn mal ein Wochenspiel in Berlin auf der Agenda steht, dann kommen die Schiedsrichter erst wieder zuhause an, wenn es draußen schon langsam wieder hell wird.

 

Da bleibt nur wenig Zeit für ein Hobby. Doch wenn es möglich ist, geht er gern in die Sauna und wandert. Aber auch der Beruf fordert seinen Tribut – und das nicht zu knapp. Denn Florian ist im fünften Jahr Lehrer am Gymnasium in Hildburghausen und unterrichtet hier Mathematik, Physik und Wirtschaft/Recht. Zudem hat sich in der kleinen Familie Nachwuchs eingestellt. Die Freude über den Sohn, der im März geboren wurde, ist bei Florian und seiner Partnerin natürlich groß. Da verschieben sich schon mal die Prioritäten.

 

Florian Butterich (r.) mit den Drößler-Brüdern, Johannes und Paul

Seine Schüler wissen aber schon, dass da ein Schiedsrichter vor ihnen steht, der viel Zeit für dieses Ehrenamt verwendet. „Aber sie kennen mich weniger von höherklassigen Spielen als vielmehr von Begegnungen, die ich in heimischer Umgebung gepfiffen habe“, sagt Florian.

Die Schulleitung ist großzügig, wenn mal Spiele in der Woche geleitet werden müssen. Aber das geht nur nach Absprache, wobei die Schiedsrichteransetzer im NOFV, Heinz Rothe, und im TFV, Joachim Zeng, ebenfalls sehr verständnisvoll sind.

 

Auch die Frage nach den Zielen des Unparteiischen Butterich wird natürlich gestellt. „Die 3. Liga ist kein Ziel. Vielmehr kommt es für mich darauf an, so lange wie möglich Regionalliga zu pfeifen. Aus Altersgründen hat man ohnehin keine Chance und der Aufwand wäre noch höher, denn dann kämen ja auch noch Wochenlehrgänge dazu. Das ist nicht zu schaffen.“

Zu schaffen ist für ihn aber, auch wenn es sehr, sehr aufwändig ist, die gleichfalls ehrenamtliche Funktion eines Schiedsrichteransetzers im Kreis-Fußballausschuss (KFA) Südthüringen.

 

Als Experte für naturwissenschaftliche Fächer unterrichtet er ja nicht Sport. Aber vielleicht gelingt es dennoch, Schüler schon allein wegen der Vorbildwirkung ihres Mathematik - und Physiklehrers von einer Laufbahn als Schiedsrichter zu überzeugen. Schließlich kam er auch durch einen Pädagogen dazu … .

 

Text: Hartmut Gerlach

Quelle: TFV