Daniel Bartnitzki im Porträt: Ranghöchster Schiedsrichter des Verbandes ist auch ein Mann der Basis

Als Corona keinen Fußball zuließ, haben wir im Zeitraum vom 09.12.20 bis zum 17.02.21 24 Schiedsrichter der Landesliste des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) vorgestellt. Nun wollen wir uns den höherklassig pfeifenden Unparteiischen  zuwenden und versuchen, jeden, der es wünscht, bis zum Saisonende zu porträtieren:

 

Heute: Daniel Bartnitzki (I)

 

Wenn man wie Daniel Bartnitzki gerade einmal 27 Jahre ist, als Schiedsrichter schon in der 3. Liga pfeift und Assistent in der 2. Bundesliga ist, ist das Ende der „Fahnenstange“ als Unparteiischer sicher noch nicht erreicht. Ein Thema, das der Verbandspressesprecher und der Erfurter Referee erst am Ende ihrer Unterredung kurz besprechen. Bartnitzki antwortet auf die Frage nach seinen Zielen in seiner bescheidenen, immer freundlichen und sehr einnehmenden Art so: „Es wäre ein nächster Schritt, aber man muss realistisch bleiben. Gegenwärtig bin ich sehr zufrieden und happy. Ich will erst in dieser Liga ankommen. Natürlich werde ich, das ist bei Fußballern ja auch so, angreifen, aber wenn es mit noch höheren Spielklassen nicht klappt, ist es auch nicht so schlimm. Man braucht neben dem Können Glück und auch Fürsprecher.“

 

Natürlich weiß der Mann, der noch ein Jahr an der TU Ilmenau studieren und dann seinen Abschluss als Ingenieur für Maschinenbau erreicht haben will, dass er als Fußballer nicht in dem Bereich spielen würde, in dem er nun pfeift. Bis zu den D-Junioren lief es bei Rot-Weiß Erfurt noch ganz gut, aber im C-Junioren-Alter saß er dann oft nur auf der Bank. Das stellte ihn nicht wirklich zufrieden und so nahm er das Angebot von Wolfgang Gäbler, seit vielen Jahren eine feste Größe als Unparteiischer in der Thüringenliga (siehe Porträt Nr. 06 auf der TFV-HP vom 20.12.20), sowie das seines Vaters, es doch einmal als Schiedsrichter zu versuchen, an. Mit 13 Jahren schaffte er im Oktober 2009 die entsprechende Prüfung.

 

Dann begann er eine schier beispiellose Karriere, die nur kurzzeitig in der Regionalliga in ihrer unaufhaltsamen Schnelligkeit aufgehalten wurde. Nach zwei Jahren im Nachwuchs des Fußballkreises – dankbar ist er seinen Großeltern, die ihn zu den Spielen chauffierten, weil der Youngster ja noch keinen Führerschein hatte - folgte schon 2011 das erste Männerspiel in der 1. Kreisklasse. Nach nur zwei Begegnungen in der Kreisliga (2012) wurde er für die Kreisoberliga 2013 nominiert. Hier machte er seine Sache sehr ordentlich und die Einladung zu Sichtungslehrgängen des TFV, auf die dann Einsätze beim DFB-Schülercamp in Bad Blankenburg folgten, ließen nicht lange auf sich warten. Da gehört Bartnitzki schon der TFV-Fördergruppe „Rennsteiger“, die er 2015 wieder verließ, an. Er nennt Peter Weise und Sandy Hoffmann, die ihn in diesen Jahren ein Stück weit voran brachten.

Die Geschwindigkeit, mit der Daniel Bartnitzki die Karriereleiter weiter erklomm, ließ nicht nach. 2014 wurde er in die Thüringenliga eingestuft und Assistent in der Junioren-Bundesliga. Ein Jahr darauf, im Juni 2015, kam er in der 5. deutschen Liga an und war gleichzeitig Referee der Junioren-Bundesliga. Unser Gesprächspartner hält aber auch hier den Ball flach, wenn er sagt: „Ich hatte Glück, dass der Verband auf junge Schiedsrichter setzte und mit Helmut Bley einen sehr verständnisvollen Wegbegleiter.“

An sein erstes Oberligaspiel kann er sich noch gut erinnern. Er musste das Match Barleben – Inter Leipzig nach 65 Minuten wegen eines Gewitters abbrechen. Einen Tag, bevor wir uns in Erfurt trafen, stand ebenfalls eine Partie, bei der er dabei war, vor dem Abbruch. Im DFB-Pokalspiel Lok Leipzig – Eintracht Frankfurt warfen Chaoten des Gastgebers, das Wort Fans verbietet sich, Böller auf eigene Rollstuhlfahrer und Balljungen. Daniel Barnitzki war 4. Offizieller und erlebte das Geschehen hautnah mit „Wir sind auf solche Situationen durch den DFB gut vorbereitet und standen als Unparteiische ja nicht im Fokus“, beschreibt er das Spiel, das nur mit viel Mühe beendet werden konnte und zum Zeitpunkt unseres Gesprächs gerade mal einige Stunden zurück lag.

 

Drei Jahre, 2015, 2016 und 2017, gehörte er dem Kreis derjenigen an, die in Duisburg Sichtungsturniere des DFB leiteten. Hier war er offensichtlich sehr erfolgreich, denn prompt erfolgte die Einstufung als Unparteiischer in der A-Junioren Bundesliga.

 

2019 dann der nächste Schritt des damals 23-Jährigen – die Regionalliga. In den vier Jahren lief, das gibt er unumwunden und sehr ehrlich zu, nicht alles so fadengerade wie bis dahin. Zwei Jahre seien durchwachsen gewesen, zwei richtig gut verlaufen. „Es war damals ein schwieriger Punkt für mich“, gibt er zu, ohne dass ihm ein „Zacken aus der Krone bricht“. Er sieht diese Spielklasse als gute Vorbereitung auf die 3. Liga, spielten doch hier sehr attraktive Mannschaften. Zudem sei auch die mediale Vermarktung hervorragend, betont Bartnitzki.

 

Nach vier Jahren Oberliga-Schiedsrichter und weiteren vier in der Regionalliga erreichte ihm beim diesjährigen Landespokalfinale Carl Zeiss Jena – Wacker Nordhausen der Anruf von Florian Meyer (DFB). Der teilte ihm mit, dass er ab 23/24 Drittliga-Referee sei und als Assistent in der 2. Bundesliga mit „raus fährt“.

 

Damit ist Daniel der ranghöchste Schiedsrichter des TFV. Bekannt wurde er den Fußallinteressierten im Freistaat sicher auch durch die Leitung des U16 Länderspiels Deutschland – Tschechien in Nordhausen („Ein Länderspiel ist etwas Besonderes.“) und des Thüringen Pokal-Finals Jena – Meuselwitz im Mai 2022.

 

Nun ist es Zeit für die obligatorische Frage nach den eigenen Stärken, die der Mann, der einem gegenüber sitzt, wie alle seine Vorgänger selbst beantworten soll. Daniel tut das so: „Ich bin ein kommunikativer Mensch, der mit den Spielern redet und weiß, dass nicht der Schiedsrichter, sondern die Akteure im Mittelpunkt stehen. Gestützt auf eine solide Athletik habe ich ein gutes Spielverständnis und kann Zweikämpfe realistisch bewerten.“

Nun könnte man meinen, dass der Mann aus Erfurt mit seiner Tätigkeit als Schiedsrichter in so einer hohen Liga und dem Studium völlig ausgelastet ist. Denn „nebenbei“ gilt es zu trainieren, wobei Bartnitzki den Trainingsplan des DFB, der drei bis vier Einheiten in der Woche vorsieht, gern einmal abändert. „Ich gehe auch ins Fitnessstudio oder schwimme“, lässt er in seine Übungseinheiten blicken. Hinzu kommen die oft weiten Fahrten, bei der die Spielleiter immer einen Tag eher anreisen.

 

Aber unser „erster Schiedsrichter“ im Land ist seit 2019 auch Vorsitzender des Kreis-Schiedsrichterausschusses (KSA) Erfurt-Sömmerda im Ehrenamt und damit, wie manche seiner Kollegen in anderen Spielklassen in dieser Funktion, ein Mann der Basis geblieben. „Ich habe ein gutes Team um mich herum, das auch zur Stelle ist, wenn ich aus zeitlichen Gründen mal nicht erreichbar bin“, lobt er seine sieben Mitstreiter im Ausschuss.

 

Daniel Bartnitzki bringt sich vor allem in der Schiedsrichterausbildung ein. 100 Unparteiische seinen nach verschiedenen Initiativen vor kurzem in Thüringen neu qualifiziert worden. Allein in seinem Kreis sind es im Jahr ca. 40. Doch er muss zugeben: „Leider bleiben oft nur zehn übrig.“ Aber ihm macht die Arbeit auf den untersten Stufen des Fußballs großen Spaß und vielleicht hat ja ein Drittliga-Schiedsrichter mobilisierende Wirkung nicht nur im Kreis Erfurt-Sömmerda. Aus seinem Ausschuss ist das zu hören: „Daniel ist auch neben dem Fußballplatz überaus aktiv. Er hat ein offenes Ohr und Rat für Jung und Alt. Im Rahmen der letzten KSA-Sitzung wurde er ausführlich von seinen Mitstreitern beglückwünscht und mit Wegproviant für die ersten Ansetzungen versorgt.“

 

In seiner Familie hat der angehende Ingenieur einen großen Rückhalt. Auch, wenn es mal – das ist jedoch recht selten - Spiele gibt, die nicht so liefen, wie er sich das gewünscht hat. Gern wandert er mit seiner Partnerin, geht essen oder schaut sich andere Sportarten an. Unabhängig von seiner Leistung wird es nach seinem ersten Spiel in der 3. Liga, das nicht mehr so lange auf sich warten lässt, im Kreise seiner Lieben sicher viel zu erzählen geben… .

 

Wird fortgesetzt

 

Text: Hartmut Gerlach

Quelle: TFV