Im Porträt Benjamin Strebinger: „Nachwuchs-Schiedsrichter des Jahres“ hat gute Karten für möglichen Aufstieg

24 Schiedsrichter der Landesliste des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) vorgestellt. Nun wollen wir uns den höherklassig pfeifenden Unparteiischen  zuwenden und versuchen, jeden, der es wünscht, bis zum Saisonende zu porträtieren:

 

Heute: Benjamin Strebinger (II)

 

B. Strebinger (li.) mit Lutz Wagner

Als wir vor zehn Monaten den jungen Oberliga-Schiedsrichter Benjamin Strebinger (22) in den Mittelpunkt rückten, da war er nur wenige Tage zuvor vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) als einer der „Nachwuchs-Schiedsrichter des Jahres 2022“ ausgezeichnet worden. DFB-Schiedsrichter-Lehrwart Lutz Wagner sagte in seiner Laudatio über den jungen Mann, der in Hildburghausen geboren wurde und in Waldau sein Zuhause hat: „Benjamin ist wohltuend ausgeglichen, für ihn ist Erfolg das Ergebnis eines langen und harten Weges mit positiven und negativen Seiten und immer einem Zwischenschritt, um die nächsten Stufen zu erreichen.“

 

Die DFB-Würdigung hatte uns veranlasst, den (noch) 22-jährigen Schiedsrichter des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) ein Porträt zu widmen. Vieles, was wir damals verfasst haben, hat natürlich noch seine Gültigkeit. So sein Weg zur Schiedsrichterei.

 

Wenn freundschaftliche Vergleiche zwischen Altherren-Mannschaften geplant sind, dann suchen die Teams gern einen älteren Schiedsrichter. Auch, weil es bei manchen Begegnungen dieser Altersklassen durchaus zur Sache geht. Ungewöhnlich ist allerdings, dass schon ein 13-Jähriger solche Spiele pfeift, besser gesagt, gepfiffen hat. Denn das war exakt das Alter von Benjamin Strebinger, als er erstmals die Trillerpfeife betätigte. Auf dem Sportplatz in Waldau sprachen ihn die Oldies, die ohne Unparteiischen da standen, an und schon war der Referee Strebinger, damals noch ganz ohne Ausbildung, „geboren“.

 

Nach der erfolgreichen Premiere bei den Alten Herren kam man im Verein 2014 auf ihn zu und fragte an, ob er nicht eine Schiedsrichterausbildung absolvieren wolle. Er stimmte zu, selbst wenn sich seine Motivation damals zunächst einmal in Grenzen hielt. Als er 2015 dann die ersten Spiele in der Kreisliga leitete, spürte Benjamin, dass er ganz gut klar kam. Schon 2018 war er in der Landesklasse des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) angekommen, ein Jahr später hatte er die höchste Leistungsklasse im TFV, die Thüringenliga, erreicht. Dass es nur fünf oder sechs Partien in dieser Liga wurden, hängt natürlich auch mit der Pandemie zusammen. Wichtig für seine Entwicklung sei auch seine Teilnahme an den Lehrgängen der TFV-Fördergruppe „Rennsteiger“ von 2017 bis 2020 gewesen, blickt er zurück. „Diese Jahre haben mich sehr geprägt und waren gewinnbringend, zumal wir mit Peter Weise und später mit Sandy Hoffmann sehr kompetente Ansprechpartner hatten. Ich habe bei jeder Qualifizierung viel dazu gelernt.“

Der gebürtige Hildburghäusener und in Waldau groß gewordene Benjamin hatte sich da schon längst ob seiner sportlichen Aktivitäten und Erfolge im Gymnasium einen Namen gemacht. In nicht wenigen Ergebnislisten unterschiedlichster Wettkämpfe oder auch in den Medien tauchte sein Name auf.

 

Der Sport hat den Südthüringer schon immer beschäftigt. Bis zum 12. Lebensjahr war es der Langlauf in Masserberg. Doch die Anforderungen wurden immer intensiver und so wandte er sich dem Fußball zu. Beim SV Grün-Weiß Waldau hat er bis zu den A-Junioren gespielt, wobei er sich mit 17 entschied, „auf die andere Seite des Feldes“ zu wechseln. „Ich war der Meinung, dass ich als Schiedsrichter mehr erreichen könnte“, erklärt er diesen Schritt. Nicht nur für diese Seite seines Lebens hat Benjamin Strebinger klare Vorstellungen. Denn nach dem erfolgreichen Abitur begann er in Erfurt, wo er mittlerweile im Zentrum wohnt, ein Lehramtsstudium für Regelschulen in den Fächern Wirtschaft/Recht/Technik und Sport. Alles Fächer, mit denen er an fast jeder Schule des Freistaates mit weit geöffneten Armen empfangen wird und mit denen er auch Werken oder Informatik unterrichten könnte. Noch ist es nicht ganz soweit, aber nach Bachelor - und Masterabschluss will er 2025 als Referendar vor Schülern stehen. Ob das allerdings in Südthüringen sein wird, lässt er erst einmal offen. In Erfurt gefällt es ihm, sagte er uns heute Morgen (21.08.23).

Gerade hat er seine Bachelorarbeit, an der der Student drei Monate gearbeitet hat, abgegeben, der Master folgt in einem Jahr. Das Thema seiner Arbeit hat viel mit Fußball zu tun, denn es lautet: „Technische Innovationen im Fußball. Die Rolle der künstlichen Intelligenz im Bereich des Videoassistenten.“

 

Seit vier Jahren (Saison 20/21) pfeift er Spiele in der 5. deutschen Liga. „Mir machte es immer noch großen Spaß, denn hier spielen viele attraktive Traditionsvereine mit vielen kleinen Stadien. Das hat schon Charme. Mittlerweile kennt man viele Oberligamannschaften und Spieler. Das ist deutlich entspannter als am Anfang. Zudem bin ich gern mit den anderen Schiedsrichterkollegen unterwegs“, sagt er, obwohl der Aufwand, das weiß der Verfasser aus eigenem, nunmehr 13-jährigem Erleben, gerade bei den Fahrten sehr groß ist.

 

Was macht nun den Schiedsrichter Benjamin Strebinger aus? Seine Stärken charakterisiert er so: „Ich bin auf dem Platz sehr entspannt und ein ziemlich guter Ruhepol. Zu meinen Stärken gehören sicher auch meine läuferischen Fähigkeiten. Mit Karten gehe ich eher sparsam um.“

 

Natürlich gibt es auch immer wieder Begleiter, die solch ein Talent nach vorn bringen. Strebinger nennt den Schiedsrichterausschuss des TFV und Andrè Mau, seinen Coach in der Landesklasse. Zu ihm habe er heute noch engen Kontakt. Im Kreis sind es Stephan Reuter, selbst ehemaliger Oberliga-Referee, und Reinhard Meusel. Mit ihm ist er häufig unterwegs.

 

Natürlich gibt es die Frage nach dem „Wie weiter, Sportfreund Strebinger?“ Seine Antwort: „Ich bin mit den Spielen in der Oberliga sehr zufrieden. Natürlich würde es mich freuen, wenn ich Regionalliga pfeifen würde. Aber ich mache mir keinen Druck.“ Als „Nachwuchs-Schiri“ des Jahres hat er allerdings erst einmal gute Karten.

 

Und wie läuft es im Privaten? „Mein Tag ist ziemlich voll gepackt. Da sind die Uni in der Woche und das Wochenende mit oftmals zwei Spielen als Schiedsrichter oder Assistent. Aber ich nehme mir auch die Zeit für meine Freunde und treibe reichlich Sport. Ich fahre Mountainbike, habe im letzten Jahr damit eine Alpenüberquerung von München an den Gardasee gemacht, fahre mit dem Rennrad und laufe regelmäßig.“

 

Text: Hartmut Gerlach

Quelle: TFV