Danke Schiri – Mehr als ein Erlebnis

Ein Bericht von Sebastian Fleischmann

Zum Schiedsrichter-Lehrabend im März wurde ich mit der Auszeichnung der Aktion „Danke Schiri“ vom KFA Südthüringen überrascht. Mit fast 22 Jahren aktiver Schiedsrichtertätigkeit ist man auf diese Art Aufmerksamkeit gar nicht aus. Eigentlich will man jedes Wochenende nur sein Hobby ausleben, für seinen eigenen Verein nützlich sein und sich mit seinen Kollegen gegenseitig unterstützen. Die größte Anerkennung für die schwarze Zunft ist dabei, in den allwöchentlichen Presseberichten nicht erwähnt zu werden, womit eine solide Spielführung ohne Aufzufallen bestätigt wird. Aufmerksamkeit ist nämlich gar nicht unser Ziel, sondern einfach nur ein sauberes Spiel mit fairen und freundlichen Shakehands nach 90 Minuten. Ein Lob beider Mannschaften ist zumeist seltener, aber hinterlässt uns mit höchster Zufriedenheit. Zum Präsent des KFA wirkte dann die Glückwunschkarte vom DFB mit Sprachbotschaft des ehemaligen FIFA-Referee Wolfang Stark noch eher lächerlich, doch war mir da noch nicht klar, was dem folgen sollte.

Denn die Kreisauszeichnung führte auf direktem Weg zum Thüringer Fußballverband. Im Hochheimer Schlößchen waren alle Kreissieger des Freistaates geladen und wurden vom Schiedsrichterausschuss des TFV nochmal persönlich geehrt. Etwas irritiert, weil ich in meiner Kategorie der U50 zunächst gar nicht aufgerufen wurde, dämmert es mir schnell, dass dies die Auszeichnung zum Landessieger bedeuten sollte. Ab diesem Zeitpunkt hätte mich dann doch mal die Begründung unseres KFA interessiert, da ich meine Leistungen weder als außergewöhnlich erachtet bzw. doch viele Kollegen eine ähnliche Einsatzbereitschaft an den Tag legen. Das anschließende Spiel der Basketball-Bundesliga in der Messe Erfurt war interessant, insbesondere die Akzeptanz der Schiedsrichter, aber das sportliche Niveau in diesem Abstiegsduell blieb überschaubar, ein Umstand der sich bei der Bundesveranstaltung wiederholen sollte.

Anfang April flatterte dann die Einladung des DFB nach Dortmund in den Briefkasten, mit Programm, Menü-Auswahl (ich entschied mich für die gekräuterte Perlhuhnbrust) und Anreiseauswahl per PKW, Bahn oder Flugzeug. Hier zeigt sich mal wieder, dass Südthüringen doch noch ein Stück weit Provinz ist, denn um die fakultativen Veranstaltungspunkte mitzunehmen, kam aufgrund mangelnder pünktlicher Anbindungen nur die Anreise mit eigenem PKW in Betracht. So ging es am Samstag, den 5. Mai, um kurz vor 6 Uhr morgens los Richtung Erfurt, wo ich meinen Kollegen und Ü50 Landessieger Thomas Heinemann einsammelte, um dann weiter nach Dortmund fahren. Bei besten Wetter und freier Autobahn waren wir gut drei Stunden später bereits im Messehotel gegenüber des Westfalenstadions. Hier erwartet uns zunächst die Stadionbesichtigung im Signal Iduna Park. Über den Spielereingang zur Mixed Zone und durch den Spielertunnel ging es in den Innenraum eines der großartigsten Stadions Europas. So beeindruckend das Stadion bei meinem zweiten Besuch in dieser Saison auch war, leider ließ die hochgelobte Stimmung wieder zu wünschen übrig. Denn nach der Begrüßung und dem Mittagsbuffet ging es nochmal ins Stadion zurück zur Bundesliga-Partie zwischen dem BVB und Mainz. Als Fan des Deutschen Meisters hatte ich aber höflicherweise nur ein dezentes FC Bayern-Kleidungsstück an. In der ersten Reihe direkt hinterm Tor vor der Nordtribüne sah ich dann zwei schnelle Tore zur FSV-Führung und, wie bereits im November, hatte anschließend nur der rot-weiße Gästeblock etwas zu Jubeln. Das restliche Spiel dümpelte arm an Höhepunkten dahin, nur beim Anschlusstreffer der Borussia zeigte die Gelbe Wand kurz ihr Potential. Erst nach Abpfiff hielt sie dann, was sie versprach, und verabschiedet mit ohrenbetäubendem Jubel Vereinslegende Roman Weidenfeller. Gänsehaut!

Am Abend folgte dann die Bundesehrung. Im Wechsel gab es zwischen den Menü-Gängen die Ehrungen der einzelnen Kategorien sowie zwei Talkrunden. Hier standen zunächst die ehemaligen Spitzenschiedsrichter Lutz Wagner, Herbert Fandel und Lutz Michael Fröhlich Rede und Antwort, ehe später auch das heutige Schiedsrichtergespann um Daniel Siebert den Amateurschiedsrichtern den Ablauf eines Bundesligaspieles erläuterte und anschließend Publikumsfragen beantwortete. Das Sondertrikot mit den Namen aller 63 Preisträger, welches alle Bundesliga-Schiedsrichterteams am 33. Spieltag trugen, erhielt dann auch jeder Preisträger in personalisierter Form. (Meines kam eine gute Woche später bereits in der Kreisliga zum Einsatz.) Beim zwanglosen Ausklang konnte man bei dem ein oder anderen Wein oder Bierchen bis spät in die Nacht mit allen Beteiligten nochmal ins Gespräch kommen. Neben den verschiedensten Sportplatzanekdoten aus allen Jahrzehnten des deutschen Fußballs, waren aber auch aktuell Themen gefragt. So erörterten wir beispielsweise mit DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann die Regionalligareform, aber ob meine Tipps dort Einfluss finden, wird sich wohl erst noch zeigen.

Der letzte Veranstaltungspunkt am Sonntagvormittag war dann der Besuch des DFB-Museums. Mit dem Bus der Deutschen Nationalmannschaft ging es quer durch die Stadt und bereits die LED-Tafel am Eingang des Museums begrüßte die Schiedsrichterdelegation. Per Sonderführung ging es durch die Ausstellungen, vorbei an allen nationalen Titeln sowie europäischen Trophäen bis hin zum alten und neuen WM-Pokal. Dem geneigten Fußballfan möchte ich dieses sehenswerte Ziel durchaus ans Herz legen. Zum Abschluss verabschiedeten wir uns von den übrigen Kollegen und fuhren immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen zurück in die Heimat.

Es lässt sich festhalten, dass der DFB für uns „kleine“ Amateurschiedsrichter keine Kosten und Mühen gescheut hat, um uns zahlreichen und unermüdlich an der Basis wirkenden Referees ein unvergessliches Wochenende zu bieten. Der einzige Wermutstropfen war der Zacken, den ich mir beim Frühstück aus der Zahnkrone brach, aber das war zu verkraften. Und wer weiß, mit etwas Glück kann ich vielleicht irgendwann in der Kategorie Ü50 nochmal teilnehmen.

 

Sebastian Fleischmann